Transparente und nachhaltige Lieferketten
Nachhaltigkeit gewinnt für Industriebetriebe aus unterschiedlichen Gründen an Bedeutung. Zum einen lässt sich der Klimawandel nicht mehr wegdiskutieren, das Thema ist in der öffentlichen Diskussion und in den Medien fast allgegenwärtig. Unternehmen tun gut daran, diese gesellschaftlichen Aspekte zu beachten. Die Kunden sind zunehmend sensibilisiert. Zum anderen gibt es gute ökonomische Gründe, sich mit nachhaltigen Lieferketten zu befassen.
Ein naheliegendes Beispiel ist die Optimierung von Transporten. Wenn Transporte so gebündelt werden, dass keine Leer- oder „Halbleerfahrten“ stattfinden, wirkt sich das auf die Kosten und die Ökobilanz gleichermaßen aus. Neben einem verminderten Ausstoß von CO2 sind bessere Auslastung und höhere Effizienz unmittelbare Folgen. Allein die reduzierten Aufwände für Ladevorgänge senken die Prozesskosten deutlich. Man kann also, lapidar gesagt, das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Voraussetzung dafür ist Transparenz – und die Fähigkeit, organisatorische Änderungen auch umsetzen zu können. Mit den heute verfügbaren digitalen Mitteln lässt sich Transparenz vergleichsweise einfach erreichen. Stichworte: Monitoring, Sensorik, Track & Trace. Die Technologien stehen zur Verfügung. Organisatorische Maßnahmen sind dagegen meist komplex, schließlich müssen die neuen Abläufe geplant, simuliert und synchronisiert werden. Supply Chain Management bleibt eine Kernkompetenz für Unternehmen.
Auch die Stuttgarter Zeitung greift das Thema umweltschonende Lieferketten auf und stellt ein Umdenken fest, beispielsweise im Maschinenbau. Dort geht es ebenfalls um mehr Transparenz. Und um die Verringerung von Komplexität. Hartmut Jenner, Chef des Geräteherstellers Kärcher, wird mit den Worten zitiert, man wolle die Materiallieferanten künftig „besser im Auge behalten“. Dazu sei es erforderlich „deren Zahl bis zum Jahr 2025 von derzeit 6900 um 40 Prozent zu reduzieren“ (StZ vom 31.10.2020, S. 15).
Erhebliche Potenziale liegen im Bereich der so genannten Regeltransporte.
Liegen Zuliefer- und Montagewerke in räumlicher Nähe zueinander, wird oftmals ein regelmäßiger Zwischenwerksverkehr eingerichtet. Eine Art externer Milkrun zur Materialversorgung. Dabei wurde in der Vergangenheit eher auf die regelmäßige Andienung an den Verbrauchsorten und weniger auf die effiziente Auslastung der einzelnen Ladungsträger geachtet. Mit der Folge, dass zahlreiche überflüssige und teure Fahrten stattfinden. Auch in diesen logistischen Fragen beginnt man, über neue Antworten nachzudenken. Und schafft damit einen doppelten Nutzen.
Wirtschaftlichkeit ist das eine, gesellschaftliche Verantwortung das andere, wie gesagt. So fordern die Vereinten Nationen von den Unternehmen nachhaltige Lieferketten ein: Die Umweltwirkung von Produkten muss über deren gesamten Lebenszyklus hinweg nachvollziehbar bleiben. Darüber hinaus findet ein breites Umdenken statt. Die junge Generation wird ihre künftigen Arbeitgeber auch danach beurteilen, wie diese mit ökologischen Fragestellungen umgehen. Unternehmen tun im Wettbewerb um die besten Talente also gut daran, Umwelt- und Ressourcenthemen aktiv voranzutreiben. Dass diese gleichzeitig wirtschaftlich wirken, schadet der Sache wohl nicht.
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